Buchrezension: Pia, Alex und das Klimaprojekt

Beim Klimawandel in der Literatur mag man noch zuallererst an trockene Sachbücher a la „Was ist Was“ oder düstere Öko-Dystopien denken. Die Chance liegt jedoch nicht allein in Erklärungen und Warnungen, sondern in Geschichten, die uns schwelgen lassen, indem sie uns an unsere Empathie mit der Umwelt und den Menschen erinnern; Geschichten, die greifbar machen, was der Klimawandel wirklich bedeutet; Geschichten, die uns und unsere Vorstellungskraft stärken und uns träumen lassen, denn Träume eröffnen neue Möglichkeiten.

Mit freundlicher Genehmigung des Umweltbundesamts. Illustration von Nikko Barber

Ein schönes Beispiel ist die von Claudia Mäder verfasste und vom Umweltbundesamt herausgegebene Kindergeschichte „Pia, Alex und das Klimaprojekt“ mit zahlreichen Illustrationen von Nikko Barber. Die Hauptpersonen Pia und Alex finden darin eine geheimnisvolle Uhr, die es einem erlaubt in die Zukunft zu reisen. Nach und nach besuchen sie das (zum Zeitpunkt des Erscheinens in der Zukunft liegende) Jahr 2015, dann 2030 und schließlich 2050. Zwischen ihren heimlichen Ausflügen in die Zukunft befragen die beiden Alex‘ Vater, der praktischerweise Meteorologe ist, zum Klimawandel und seinen Auswirkungen. Die Monologe klären so über das auf, was die Kinder in der Zukunft selbst erlebt haben, z.B. Hitzewellen oder Waldbrände.

Am unterhaltsamsten und erzählerisch am besten gelungen sind besonders die Details am Rande, z.B. die merkwürdig schrille Kleidung, die man in der Zukunft trägt, die kuriosen Süßigkeiten, die man isst, und die völlig automatisierte Bezahlung im Supermarkt, ohne sichtbaren Scanner. Eine Bereicherung sind auch die vielen Bilder am Ende des Buchs, welche von jungen Lesern und Leserinnen gemalt und eingesendet wurden.

Die wesentlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Klimawandels sind angemessen wiedergegeben, allerdings wird die Geschwindigkeit des Klimawandels stark übertrieben. Dies wäre eigentlich unnötig gewesen, hätte man die Zeitreisen der Protagonisten noch um einige Jahrzehnte weiter in die Zukunft verlegt. Merkwürdig optimistisch ist dagegen das Zukunftsszenario für 2050, in dem das Great Barrier Reef trotz zusätzlicher globaler Erwärmung noch existiert. Es wäre ein schönes Wunder, wenn es in Wirklichkeit so käme, befinden sich die Korallenriffe doch bereits jetzt an ihrem kritischen Punkt. Aber ein gegen ein zuversichtliches Ende ist gerade bei einem Kinderbuch aus didaktischer Sicht wohl nichts einzuwenden.

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/pia-alex-klimaprojekt